Der Standard, 2./3. Dezember 2000
Profil, Nr.2, 11.01.1999
Freie Produktwahl in „Fantademokratie“ (Der Standard, 2./3. Dezember 2000)

„Demokratzer“ steht da bei flüchtigem Hinsehen auf dem Plakat. In fetten Lettern weiß auf schwarz. Das Sujet ist eines von vierzehn, die seit dem ersten Dezember auf 800 Großplakatflächen in ganz Wien affichiert werden. Das Wort „Demokratie“ ist dabei jeweils von zwei Bogenteilen kommerzieller Plakate durchbrochen - wodurch sich völlig neue Demokratieformen ergeben: von der „Ankerdemokratie“ bis zur „Fantademokratie“.
„Wir hinterfragen die Welt der Markenprodukte«, meint Otto Mittmannsgruber von der Gruppe „MEZ“ zu seinem „PlakatScratch“. Wo sonst nur Antworten präsentiert werden, möchte er mit seinem Kollegen Martin Strauß Fragen stellen - zum Beispiel „nach dem Zusammenhang von Werbung, Medien und Politik“. Emöglicht wird diese Fragestellung im öffentlichen Raum von der Gewista mit der „MEZ“ bereits vier Projekte realisiert hahen. „Dieses Projekt war besonders schwierig, weil viele Unternehmen jeden Zusammenhang mit einem Begriff aus dem politischen Bereich vermeiden wollen“, erzählt Mittmannsgruber. Schließlich konnten doch 14 Firmen in das streng einheitliche Konzept eingebunden werden. Dieses „Moment der Uniformierung“ sei eine Besonderheit der Plakataktion. top

Politischer Raum

Bei all ihren Aktionen verstehen „MEZ“ den Werberaum als immanent gesellschaftspolitischen. So reduzierten sie im „Monolog des Vertrauens“ Firmenlogos auf die formal einheitliche Abfolge von Buchstaben, und bildeten mit „13 Tote Osterreicher“ Künstlerporträts in Form von kriminalistischen Suchbildern ab. Die Fragestellung Mittmannsgrubers bei der Demokratieplakataktion greift weiter: „Ist nicht auch Wahiwerbung Produktinformation für Verbraucher“, sagt er und - „Ist nicht die einzige demokratische Entscheidung, die uns bleibt, die der freien Produktwahl?« (tapa)


Demokratie® (
Profil, Nr.2, 11.01.1999)

Vor fünf Jahren waren es Bilder von historischen Persönlichkeiten, die auf zig Plakatwänden der Bundeshauptstadt quasi polizeilich zur Fahndung ausgeschrieben wurden. DiesesJahr wurden anlässlich der Aktion „52 Zitate“ (profil 25/00) politische Wortspenden großformatig affichiert. Das jüngste Medienprojekt der beiden Künstler Otto Mittmannsgmber und Martin Strauß präsentiert in der Bundeshauptstadt auf 800 Gewista-Großplakaten Verschränkungen von jeweils zwei verschiedenen Sujets: "Demokratie®" kombiniert ein Textplakat mit dem groß gedruckten Wort "Demokratie" das von Teilen eines Werbeplakats (von Anker-Brot, Otto-Versand, One u. v. a.) überlagert wird. Ersichtlich soll dabei werden, wie Plakatwerbung auch außerhalb von Wahlzeiten das gesellschaftspolitische Klima dominiert, wie Werbekampagnen, so die beiden Künstler, zur Demokratisierung beitragen bzw. diese verhindern. ,,Wir sind ja nicht reine Plakatkleber, sondern auch Architekten des Stadtbildes und damit des gesellschaftlichen Raumes in der Stadt“, meint Karl Javurek-Steiner, Geschäftsführer der Gewista. top