Der Standard Online, Wien, 8.6.04
Architektur & Bauforum, 11.6.2004
Presse, 15.6.04, Wien
Kurier, 22.06.04, Wien
Kronenzeitung, 24.6.04, Wien
Horizont Österreich, 27.8.05
Der Standard Online, Wien, 8.6.04

Das MAK als Plattenbau
Fassadengestaltung als Teil der neuen Ausstellung „Kampagnen ohne Auftrag“
Wien . Wer sich dem MAK derzeit von der Weißkirchnestraße her nähert, wird irritiert sein: Das Museum präsentiert seine Breitseite als Plattenbaufassade. Die Intervention ist Teil der am Mitwwoch anlaufenden Ausstellung „Kampagnen ohne Auftrag“ Otto Mittmannsgruber und Martin Strauß: Kunstprojekte in Massenmedien von 1995-2004“ und soll, so MAK-Direktor Peter Noever bei der heutigen Presseführung, unter anderem darauf hinweisen, dass das MAK als kulturelle Institution nicht mehr Aufmerksamkeit genieße als ein Gemeindebau.
Strauß uund Mittmannsgruber verstehen die MAK-Verkleidung zudem als Kommentar zur tristen Situation des städtischen Wohnbaus. Nicht zuletzt sei sie auch „eine symbolische Dienstleistung, eine kleines Dankeschön an das Haus“, das zugleich dazu aufgerufen wird, „sich mit dieser Realität draußen auseinander zu setzten“. Draußen, bzw. im öffentlichen Raum, sind auch die künstlerischen Interventionen des Duos verortet und wirksam, die derzeit im MAK-Kunstblättersaal dokumentiert werden.
Fragen aufgeworfen
Insbesondere Plakatflächen und Printmedien sind die künstlerische Spielwiese, in die Strauß und Mittmannssgruber seit 1995 ihre Fragen und Reflexionen zu gesellschaftlichen, politischen und wahrnehmungsästhetischen Fragen platzieren. Den Auftakt bildete 1995 der „Monolog des Vertrauens“, eine Plakataktion, bei der sich eine Reihe von Firmen dazu bereit erklärte, auff ihr Logo und ihre Corporate Identity zu verzichten und ihren Namen als simple Blockbuchstaben auf gelbem Grund affichieren zu lassen. Ein Marketingkonzept für alle also – ein Widerspruch und, wenn man so will, eine Provokation im Zeitalter des Wettbewerbs.
In der Folge überzog das Duo Plakate mit schwarzen Lochrastern („Testbilder“) und konfrontierte die Passanten bzw. die STANDARD-Leser mit affichierten bzw. inserierten Fragen wie „Stört sie dieses Plakat?“ oder „Welche Sicht von Politik vermittelt dieser Beitrag?“. Im Zug eine Plakataktion zum österreichischen Milleniumsjahr 1996 wurden die Porträts von 13 historischen Künstlern und Intellektuellen (von Mozart bis Thomas Bernhard) in der Ästhetik von Polizei-Fahndungsbildern plakatiert. Im selben Jahr affichierte man auf einem schon etwas angepatzten Karo-Tischtuch als Plakathintergrund den Spruch „Wir bleiben unter uns!“ und den Vermerk „1996 konnten wir 92 Prozent aller Asylanträge ablehnen!“
Kleber und Verhinderer
Für Aufregung sorgte vor allem ein Art Wandzeitung am Wiener Urban-Loritz-Platz, auf der im Wende-Jahr 2000 pro Woche ein Politker-Zitat aufgeklebt wurde. Nicht zuletzt im Hinblick auf den Austellungstitel „Kampagne ohne Auftrag“ stellte sich bei dieser Arbeit natürlich die Frage, wer sie finanziert.
Ir arbeiten imer aus eigener Initiative heraus“, stellt Mittmannsgruber klar, „und die Kosten für Plakatkunst sind gering“. Es gehe vielmehr um die Genehmigung der Plakataktionen, und da seien Politiker „eher die Verhinderer“. Eine Plakataktion durchgängig zu ermöglichen oder zu verhindern, sei für Politiker aber kaum möglich, wie die Entscheidungen auf Bezirksebenen gefällt würden. „Und da stimmen immer zwischen zehn und 15 Leute mit“. Unterschiedlicher Couleur, versteht sich. top

Horizont Österreich, 27.8.05

Irritierende Plakatwände
Noch bis zum 12. September sind die so genannten „Kampagnen ohne Auftrag“ von Otto Mittmannsgruber und Martin Strauß im Wiener MAK zu sehen. Gezeigt wird eine Serie von Kunstprojekten, mit welchhen die Künstler von 1995 bis 2004 den öffentlichen Raum via Großplakat bespielten.
Das Plakat, so Mittmannsguber und Martin Strauß, befriedige, abgesehen von der politischen Werbung während der Wahlkämpfe ausschließlich wirtschaftliche Interessen: „Hier dient alles dem Verkauf“ – in seiner Reduktion auf ausschließlich werbliche Inhalte“ nennen die Künstler das Plakat den „Extremfall unter den Massenmedien“. Kritisch-reflexiv wollten sich Mittmannsgruber und Strasuß denn mit dem Medium auseinandersetzen und sandten 1995 an einige hundert Unternehmen den Vorschlag, den Firmennamen gegen einen geringen Betrag auf Großplakaten zu affichieren. Alle Namen sollten einheitlich in schwarzer Schrift auf gelbem Hintergrund gedruckt werden, auf das unternehmerische Corporate Design könne dabei keine Rücksicht genommen werden, so das Projekt. Nur eine Minderheit von 20 Firmen war bereit, das Logo zur Verfügung zu stellen und den Unternehmensauftritt bis zur Unkenntlichkeit entstellt affichieren zu lassen. Die so entstandenen Arbeiten beschäftigten sich mit politisch relevanten Inhalten wie Konsumzwang, Demokratie, Fremde oder Ausländerfeindlichkeit. Themen also, die im medialen, exklusiv vom Konsum bestimmten Raum üblicherweise keine öffentliche Präsenz erhalten. Mit gezielten Irritationen ziehen Mittmannsgruber und Strauß das Auge des Betrachters auf die Plakate, die in Streuungen zwischen 600 und 2.000 Stück an stark frequentierten Plätzen geklebt wurden. top


Architektur & Bauforum, 11.6.2004

KUNST ÖFFENTLICH
Ab 9. Juni widmet das Wiener MAK den Plakat-Kunstprojekten für den öffentlichen Raum des Künstlerduos Otto Mittmannsgruber und Martin Strauss eine Ausstellung. Kritisch-reflexiv beschäftigen sich Mittmannsgruber und Strauß mit dem Medium Plakat in seiner ausschließlich kommerziellen Ausrichtung. Für ihre Plakataktionen nehmen sie Werbeflächen in Beschlag. Die Botschaften werrden als gezielte Irritationen so platziert, dass sie nicht zu übersehen sind: ans stark befahrenen Straßen, an frequentierten Plätzen oder an Haltestellen. Thematisiert werden gesellschaftlich und politisch relevante Inhalte wie Konsumzwnag, Demokratie, Fremde oder Ausländerfeindlichkeit. Damit erfahren Themen eine öffentliche Präsenz, die im medialen Raum für gewöhnlich ausgespart bleiben.
Die Projekte sind ein Plädoyer für mediale Kunst im öffentlichen Raum. Paralell zur Ausstellung wird am MAK-Gebäude selbst eine Seite der Fassade – eingerüstet mit einer blickdichten Plane bespannt – in einen Plattenbau verwandelt: anonyme Wohnblockarchitektur, bestehend aus drei Wandsegmenten. Das Motiv dient als Metapher für die Selbstständigkeit des Museums, das seit der Umwandlung in eine wissenschaftliche Anstalt öffentlichen Rechts im Jahr 2002 mit permanenten ökonomischen Schwierigkeiten konfrontiert ist. top


Presse, 15.6.04, Wien

Plattenbau statt Backsteintraum
Der stolze Backsteinbau für angewandte Kunst – ein Plattenbau? Das Interventions-Duo Mittmannsgruber/Strauß haben eine Mak-Fassade täuschend echt mit einem Riesenplakat verblendet. Im Inneren, im Kunstblättersaal, gibt es weitere Beispiele von Kunstprojekten der beiden in Massenmedien. Elf große Plakatkampagnen der letzten neun Jahre werden dokumentiert.


Kurier, 22.06.04, Wien

Eine Tafel Schokolade mit Wäschelogo
„Kampagnen ohne Auftrag“, Kunst vom Duo Strauß/Mittmannsgruber im MAK

Informationen diverser Art, von der Existenz neuer Unterhosenmodelle bis zu politischen Anliegen, lasse sich in Österreich, wo Plakatwerbung einen sehr hohen Stellenwert besitzt, gut über Plakate transportieren. Das machen sich nicht nur Wirtschaftsmenschen und politische Parteien zu Nutze, sondern auch Künstler.
PLAKATE Zu den bekanntesten derartigen Straßenkünstlern gehört das Duo Martin Strauß und Otto Mittmannsgruber. Unter dem Titel „Kampagnen ohne Auftrag“ zeigt das Museum für angewandte Kunst im Kunstblättersaal bis 12.September Kunstprojekte, die beiden in den Jahren 1995 bis 2004 in Massenmedien, gr0ßteils über Plakate aber auch in Printmedien verwwirklicht haben.
Begonnen haben die „Kampagnen ohne Auftrag“ im Frühjahr 1995 mit Briefen, die die Künstler an meherere 100 unternehmen schickten. Sie unterbreiteten den eigenwilligen Vorschlag, gegen einen geringen Beitrag den Firmennamen auf Großplakaten im öffentlichen Raum zu affichieren. Auf das unternehmenseigene Corporate Design könne dabei keine Rücksicht genommen werden, hieß es.
20 firmen bewiesen Kühnheit und gingen auf den Vorschlag ein. Kurze Zeit später begann die Kampagne. Man sah eine Tafel Schokolade mit dem Logo eines Wäschehemodenherstellers, oder ein Stück kariertes Geschirrtuch mit der Aufschrift „Wir bleiben unter uns! 1996 konnten wir 92 Prozent aller Asylanträge ablehnen“. Weiters sah man gezeichnete Köpfe, die an Fahndungsbilder erinnerten, oder ein Stück Plattenbaufassade mit dem Übertitel „Heimatwerbung“ und vieles mehr. Plakatiert wurde ausgehend vom Zentrum Österreich auch in Deutschland und in der Schweiz.
FASSADE Im Kunstblättersaal lassen sich die subversiven Kunsttaten jetzt betrachten. Guten Überblick gibt auch der Katalog (21€). In Zeichen haben die Künstler auch mit der teilweisen Verkleidung der Fassade des MAK gesetzt. Eine Front wurde mittels Folie derart abgedeckt, dass der Eindruck entstanden ist, es handle sich um einen Plattenbau. Das schaut gut aus.
Dass es eine Metapher für die missliche finanzielle Lage sein soll, wie ein Text verheißt, lässt sich allerdings nicht ablesen. top

Kronenzeitung, 24.6.04, Wien

MAK: Otto Mittmannsgruber/Martin Strauß
Die Plakat-Künstler
Das Künstlerduo Martin Strauß(D) und Otto Mittmannsgruber(Ö) gestaltet Plakate. Ohne Auftrag. Mit Erlaubnis von Firmen überkleben sie deren eigenen Plakate oder setzen irritierende Texte daneben. Die Ausstellung „Kampagnen ohne Auftrag“ im Wiener Museum für angewandte Kunst (1. Stock) zeigt sie bis 12.9.

Ihren Lebensunterhalt verdienen die beiden Künstler mit Aufträgen für „Kunst im öffenlichen Raum“. Doch daneben haben sie eine eigene Spezialität entwickelt: Plakat Aktionen.
„Kontext-Kunst“ nennt man das. Weil man ihren Sinn nur im Zusammenhang (Kontext) versteht.
Hier ist der Zusammenhang die Plakat-Werbung, die uns alle täglich umgibt und die wir kaum beeinflussen können. Mittmannsgruber/Strauß tun´s mit eigenwilliger Grafik, veränderten Firmen-Logos und witzigen, kritischen Texten. Da fragt eines ihrer Großplakate provokant: „Bestimmen Sie, was hier hängt?“, da zaubert ein Lochraster einen Schlüsselloch-Effekt über ein Unterwäsche-Plakat, werben andere „Überkleber“ für mehr Demokratie...Alles mit Erlaubnis der jeweiligen Firmen, die dadurch den Aufmerksamkeitsgrad ihrer eigenen Werbung erhöhen wollen.
Elf solche „Kampagnen ohne Auftrag“ für mehr als 20 Firmen sind ihnen seit 1995 gelungen. Zu sehen im MAK-Kunstblättersaal.
Für die Dauer ihrer Ausstellung haben Mittmannsgruber & Strauß dem Wiener MAK auch eine neue Fassade and der Wisskirchnerstraße verpasst: Der Anblick eines tristen, grauen Plattenbaus kontrastiert mit dem Historismus-Prunk der übrigen Außenhaut des Hauses. Der „Gemeindebau-Look“ soll die schlechte finanzielle Lage des Museums seit seiner Ausgliederung drastisch illustrieren. top